Der Merkeleffekt – Deutschlerneffekt

Im vergangenen Jahr hat Angela Merkel verkündet, dass es in Deutschland einen Mangel an Ingenieuren gibt, der in den kommenden 10 Jahren Jobs für etwa 100.000 ausländische, gerne auch spanische, Ingenieure schafft. In Spanien hat das zu einer Euphorie geführt, da hier die Arbeitslosigkeit so hoch ist, dass der einzige Ausweg das Auswandern zu sein scheint. Bisher sprechen gerade 2% der Spanier Deutsch, im Rest Europas sind es nach dieser Statistik durchschnittlich 11%.

In Spanien ist daraufhin ein Fieber ausgebrochen, das zum Ziel hat so schnell wie möglich Deutsch als Fremdsprache zu erlernen. Deutsch zu lernen war auch vorher möglich, doch jetzt wollen die Lerner in so kurzer Zeit wie möglich fit werden, um in Deutschland zu arbeiten. Das heißt, die angebotenen Kurse müssen den neuen Anforderungen gemäß überarbeitet werden.

Das Phänomen hat nicht nur dazugeführt, dass alle privaten und öffentlichen Sprachschulen Zulauf wie noch nie hatten, auch das Goethe-Institut hat seine Kapazitäten vergrößert. Der Trend ist ungebrochen, auch wenn nicht ganz klar ist, wie die Entwicklung weiter geht, bisher steigt die Zahl derer, die Deutsch lernen und lernen wollen stetig.

Diejenigen, die Deutsch lernen sehen es als entscheidende Motivation an, die Möglichkeit zu erlangen in Deutschland arbeiten zu können. Die Kultur ist für sie nur zweitrangig von Interesse. Deutsche Firmen, die ausländische Angestellte suchen, fordern mindestens ein mittleres Sprachniveau, das heißt ein Nivea B1 bis B2 von den Bewerbern. Selbstverständlich sehen deutsche Arbeitgeber es gern, wenn diese Kenntnisse schon vorhanden sind. Mindestens grundlegende Sprachkenntnisse sollten schon vorhanden sein, wenn man sich auf das Abenteuer Ausland einlässt. Nur wer sich und seine Kenntnisse überzeugend vortragen kann, wird einen Job im Ausland erhalten. Sprachschulen und Institute in Spanien ändern ihre Programme zunehmend, um auch Vorstellungsgespräche und Bewerbungen einzuüben. Für diese speziellen Anforderungen werden in Spanien momentan Deutschlehrer gesucht.

Problematisch ist, dass sich viele Spanier mit Deutsch als Fremdsprache schwerer tun als mit Englisch. Das liegt nicht am Schwierigkeitsgrad der Sprache, sondern daran, dass das Deutsche weniger vertraut oder geläufig ist als beispielsweise das Englische. Das fordert die Sprachlehrer besonders. Sprache hat viel mit Kultur zu tun und oft ist es leichter für einen Deutschen die spanische Kultur zu akzeptieren als andersherum. Deutsch ist am Anfang schwerer als andere Sprachen, das schreckt ab. Lerner müssen wissen, dass sie, um ein mittleres Niveau zu erreichen, in Intensivkursen etwa ein Jahr und bei weniger intensiven Kursen zwei Jahre benötigen.

Wer also Deutsch lernen will, der sollte sich von Anfang an darüber im Klaren sein, dass es ein langfristiges Unterfangen sein wird, das kontinuierliche Arbeit erfordert, die vor dem Privaten nicht Halt macht. Wer Deutsch wirklich lernen möchte, muss sich ebenfalls mit der Kultur und der deutschen Mentalität auseinandersetzen.

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