Die schönsten Touren in der Extremadura

Extremadura ist für den deutschen Tourismus noch recht unbekannte Region in Spanien. Sie liegt im Westen Spaniens, zwischen Portugal und \”La Mancha\” in Neukastilien und ist eines der letzten Naturparadiese Europas. In dem knapp 42000 Quadratkilometer großen Gebiet (etwa der Fläche der Schweiz entsprechend) leben circa eine Million Menschen, was die Extremadura zu einer der am dünnsten besiedelten Regionen Europas macht.

Extremadura heißt Naturlandschaften

Die Extremadura ist eine einzigartige Naturlandschaft, begrünt von weitläufigen Stein- und Korkeichenhainen, auch „Dehesas“ genannt, die sich über ganze Hügelketten hinziehen und als Weideland für das iberische Schwein sowie für Stier, Schaf und Ziege dienen. Sie beherbergt eines der größten Vogelschutzgebiete Europas und ist ein Paradies für Ornithologen. Die Störche gehören hier so zum Alltagsbild, wie die Spatzen in Deutschland. Städte und Dörfer stellen in der Extremadura durch verschiedene Kulturen geschaffene Lebensräume dar, in denen die Bevölkerung in enger Verbindung mit ihrer Geschichte lebt.

Extremadura heißt Ruhe

Wer Ruhe abseits großer Metropolen oder überfüllter Strände sucht, ist hier genau richtig. In der Extremadura werden Sie keinen Massentourismus vorfinden, aber für den Individualurlauber gibt es ungezählte Möglichkeiten; Wandern, Radfahren, Spanischkurse, Vogelbeobachtung und vieles mehr. Dieses noch unentdeckte Reiseparadies weckt vielleicht die Lust am Unbekannten in Ihnen. Der Kontakt zu einem Einheimischen ist in jedem Fall wahrscheinlicher als die gewohnte deutsche Reiseleitung. Es ist also immer von Vorteil einen guten Reise- und Sprachführer zur Hand zu haben. Die Extremadura wartet auf Sie.

Die autonome Region

Die Extremadura besitzt seit 1983 den Status einer autonomen Region – vergleichbar mit einem deutschen Bundesland. Die Region besteht aus zwei Provinzen: Cáceres im Norden und Badajoz im Süden. Es sind die flächenmäßig größten von ganz Spanien. Mérida ist die Hauptstadt und Sitz der Regierung der Extremadura.

Die Extremadura als politische Einheit verfügt über eine eigene Regierung. Die Regierungsgeschäfte liegen in den Händen der zehn angeschlossenen Ministerien. Verhandelt und beschlossen werden die Gesetze für die Region im Parlament in Mérida. Die Wege in Mérida sind kurz. Die Stadt an der berühmten römischen Nord-Süd-Handelsroute Ruta de la Plata zählt gerade einmal 50.000 Einwohner. Damit ist die Hauptstadt nur ein Drittel so groß wie die größte Stadt Badajoz (136.000 Einwohner), wo sich der einzige Flughafen der Extremadura befindet.

Badajoz ist zugleich das Tor zum Nachbarland Portugal. Apropos Portugal: Viele Namen der Extremadura spiegeln sich in Orts- oder Flussnamen Portugals wieder. Doch der Grenzübertritt wird sehr oft durch winzige Namensänderungen dokumentiert. Während der spanische Extremeño im Río Tajo badet, springt der portugiesische Estremeño zur Abkühlung in den Tejo.

Die Extremadura selbst wandelt sich in Portugal zur Estremadura, dem östlichsten Landstrich Portugals. Die Extremeños haben inzwischen die Millionengrenze überschritten. 1,075 Millionen Menschen teilen sich 41.000 Quadratkilometer. Das Gebiet ist damit etwa so groß wie die Schweiz. Nur hat die Schweiz mehr als sieben Mal so viele Einwohner. Der Einzelne verfügt damit in der Extremadura über mehr Platz für sich und die Seinen als in jeder anderen spanischen Region. In der Extremadura leben nur 25, 8 Einwohner pro Quadratkilometer. Dagegen wirkt selbst Mecklenburg-Vorpommern wie ein Taubenschlag, das als Bundesland mit der weitaus geringsten Bevölkerungsdichte in Deutschland in den Statistiken geführt wird (74 Einw. je km2).

Diese geringe Bevölkerungsdichte hat Vor-, aber auch Nachteile. Ein unbedingter Vorteil liegt in der hohen Qualität und Varietät des Naturtourismus. Auch das lässt sich an Zahlen ablesen. 30.000 Quadratkilometer oder drei Viertel der Gesamtfläche werden land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Das bedeutet: Dort, wo sonst Menschen leben und arbeiten, befinden sich in der Extremadura weitläufige Steineichenhaine (Dehesa), die sich über ganze Hügelketten hinziehen und als Wanderweide für das iberische Schwein, für Stier, Schaf und Ziege dienen. In den meisten anderen Regionen kann diese platzaufwendige Nutzart seit Jahrhunderten nicht mehr praktiziert werden.

Neben der Dehesa haben sich ganze Steppenlandschaften wie in der Serena erhalten können, die ebenfalls als Weideland genutzt werden. Die Kirschbaumpflanzungen im Valle de Jerte profitieren genauso wie hunderte Arten von Zugvögeln, die den Winter in der Region verbringen, vom weiten Naturraum Extremadura – und sind ein Teil von ihm. Zwischen den Grenzen der Extremadura liegen 54 von der EU als „Naturräume“ klassifizierte Schutzgebiete. So viele gibt es in keiner anderen Region der EU-Mitgliedstaaten. Dazu gesellen sich ein Natur- und mit Monfragüe neuerdings ein Nationalpark.Eine negative Auswirkung der geringen Bevölkerungsdichte und zugleich ein Dauerproblem der gesamten Region ist ihre Strukturschwäche. Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner ist das geringste in ganz Spanien (Extremadura: 12.173 € pro Einwohner im Jahr 2003; Spanien: 18.582 €, Quelle: Eurostat).

Die Arbeitslosigkeit ist mit derzeit 13, 8 Prozent viel zu hoch. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Die Extremadura ist weitgehend frei von Industrie. Den bedeutendsten Wirtschaftszweig bildet mit rund 70 Prozent der Dienstleistungssektor, zu dem auch der Tourismus gehört. Die verbleibenden Prozente verteilen sich in etwa gleicher Größe auf Industrie, Bau und Landwirtschaft.

Wichtigstes Exportgut ist Elektrizität, die aus den 30 im Land befindlichen Wasserkraftwerken und einem Atomkraftwerk gewonnen wird. Doch seit einigen Jahren geht es aufwärts. Die Wirtschaftskraft nimmt verhältnismäßig stark zu. Das Bruttoinlandsprodukt steigt seit Jahren und sogar stärker als im Landesdurchschnitt. Der sanfte Aufschwung ist auch den EU-Fördermitteln geschuldet, die in den vergangenen 20 Jahren in die Region flossen.

Mérida ist die Hauptstadt der autonomen Region Extremadura. Bei der Welterbe-Sitzung im Jahr 1993 wurde das archäologische Ensemble der Stadt Mérida in die Liste aufgenommen, weil es gleich zwei der geforderten Kriterien erfüllte: Es legt Zeugnis ab von einer vergangenen Zivilisation und seine Architektur markiert wichtige Schritte der Menschheitsgeschichte.

Das Ensemble, das von der UNESCO gekürt wurde, besteht aus insgesamt 29 Stättendarunter zwei Museen. Denn auch Sammlungen können gekürt werden. Bereits ein kurzer Spaziergang erklärt die hohe Auszeichnung. Am eindrucksvollsten sind die antiken Spielstätten. Der römische Zirkus, der auf einem Hügel am Rand der Innenstadt liegt, bot einst 30.000 Zuschauern Platz. Das Publikum bestand zum größten Teil aus Veteranen der römischen Legionen, die sich in der neuen Provinz Lusitanien ein Leben einrichten mussten.

Im Zirkus sahen die Soldaten und ihre Familien Gladiatoren sich durch das Innere des 400 Meter langen und 100 Meter breiten Bauwerks treiben, Pferdewagen vorbei an der 250 Meter langen mittleren Trennwand Rennen fahren, wilde Tiere über den sandigen Boden ihrem Ende entgegen hetzen. Die großen Siege der römischen Flotte wurden in der mit Wasser gefüllten Arena nachgespielt.

Im Amphitheater gleich nebenan grüßten die „dem Tod geweihten“ Gladiatoren pflichtgemäß die anwesenden Präfekten zu Beginn der Kämpfe. Rechts und links der Gänge nach dem Haupteingang lagen die Zellen für die Verurteilten, die in der Arena um ihr Leben kämpfen mussten – gegen Menschen oder gegen Tiere. Sowohl höchste Perfektion als auch ungeheuerliche Brutalität einer hoch entwickelten Zivilisation legen hier ein Zeugnis ab, welches zudem phänomenal gut erhalten ist.

Kaum einen Stein verloren hat auch das Bühnenhaus im nahen Theaterbau. Dies fiel auch der UNESCO auf. Keine römischen Theater sind in so einem glänzenden Zustand wie die in Mérida und im französischen Orange. Immer noch steht das 17 Meter hohe und 70 Meter breite Bühnenhaus als hintere Begrenzung der Spielfläche, wo die Spieler gestenreich Verse deklamierten. Jeden Sommer wird das alte Theater wieder zum Leben erweckt. Bis zu 5500 Zuschauer sehen und erleben hier von Frühjahr bis zum Spätsommer Musik, Tanz und Schauspiel. Höhepunkt der Saison sind die Sommerfestspiele, die ganze drei Monate lang dauern.

Die Extremeños haben das Theater jedoch nicht ausgewählt, um es vor der Vergessenheit zu bewahren. Vielmehr spielten künstlerische Gründe die ausschlaggebende Rolle. Denn die Akustik des Theaterraumes ist wegen des exzellenten Zustandes des Bauwerks noch so einzigartig wie vor 2000 Jahren. Der Schauspieler trug auf der Bühne Masken, die ihn erst zum Spieler machten. Einige wertvolle Exemplare sind im Museum für römische Kunst ausgestellt.

Das größte und am meisten beachtete Museum der Extremadura wurde erst 1987 erbaut. Damals feierte Mérida sein 2000-jähriges Bestehen. Die römisch-antike Tradition von Stadt und Region wird durch den Museumsbau aus gelbbräunlichen Ziegeln versinnbildlicht, die den Ziegeln römischer Villen ähneln. Der Kunst- und Bauschatz der Provinz Lusitanien wurde zum Teil nicht in das Museum hineinverlegt, sondern umgekehrt das Museum um die Originale herum konstruiert, wenn etwa ein Aquädukt in die riesigen Hallen hineinragt oder römische Straßenpflaster den Fußboden bilden.

Die auf viele Säle verteilte Ausstellung legt besonderen Wert auf die kulturgeschichtliche Präsentation der antiken Lebenswelt. Der Unterschied zwischen einem Leben im Privathaus und einem Leben im repräsentativen Gebäude wird ebenso erklärt wie Bestattungstechniken und die Praxis religiöser Feiern. Das römische Museum ist eines der 29 Stätten, die Mérida zum Welterbestatus verhalfen.

KLOSTER GUADALUPE – EXTREMADURA

In dem Alpenort La Salette blendete 1846 eine helle Gestalt zwei Kinder und erschreckte sie fast zu Tode. Die 14-jährige Bernadette Soubirous erblickte 1858 im französischen Lourdes mehrmals eine weiße Frau in einer Grotte. Drei kleine Kinder begegneten 1917 in Fatima einer solchen weiß gewandeten Menschengestalt. Alle Orte sind inzwischen bedeutende Pilgerstätten. Und alle Kinder hatten eines gemeinsam: den Beruf. Alle waren sie Hirten.

Bereits 450 Jahre vor der Erscheinung von La Salette hatte auch in der Extremadura ein Hirte eine Begegnung der anderen Art. Doch was ihm begegnete, war keine blendend weiße Gestalt, sondern eine kleine Marienfigur aus Zedernholz. Die Mutter Gottes soll vom Evangelisten Lukas selbst aus dem Holz geschlagen worden und nach dem Maureneinfall von 711 außer Landes geschafft worden sein. Über Rom und Konstantinopel führte ihr legendenhaft langer Weg ins Nirgendwo und schließlich zurück in die Extremadura. Andere erzählen, sie sei nie weg gewesen.

Jedenfalls fand unser Hirte aus Cáceres im Jahr 1400 die Holzfigur am Ufer des Guadalupejo wieder. Über 600 Jahre stand sie nicht an dem ihr geweihten Ort. Seit der Wiederentdeckung der Figur ist Guadalupe daher ein bedeutender Marienwallfahrtsort. Von zahlreichen unerklärlichen Heilungen wissen die Quellen zu berichten.

Doch nicht jeder verließ sich auf die Wunderkraft. Alfons IX. von Aragon huldigte der Mutter Gottes erst nach siegreichen Kämpfen. Er ließ die Klosteranlage nach einem erfolgreichen Krieg gegen die muslimischen Berber errichten.

Die Konquistadores wie Christoph Kolumbus ließen sich hier segnen, bevor sie in See stachen und ließen in Guadalupe auch die ersten Ureinwohner aus der Neuen Welt feierlich taufen. Inzwischen ist Guadalupe der wichtigste europäische Pilgerort der lateinamerikanischen Völker und die Jungfrau von Guadalupe die Schutzpatronin aller spanischsprachigen Länder. Zahlreiche Orte gleichen Namens in Südamerika legen hiervon Zeugnis ab. Guadalupe wurde wie Mérida 1993 zum Welterbe erklärt.

Im Jahr 2007 luden die Franziskaner unter ihrem Prior Bruder Guillermo zum hundertjährigen Jubiläum der Anerkennung als Wallfahrtsort ein, das mit zahlreichen Veranstaltungen gefeiert wurde.

 

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