Heilung D>E

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    Rea
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      Da niemjand mehr was einstellt, hier mal wieder der Anfang eines Textes.
      Da wieder alles schön in der Vergangenheitsform erzählt wird vielleicht was zum Üben.

      Heilung

      Nuriata war einsam. Ihr Blick ging zum Himmel, zu den Kronen der Bäume und dann langsam zurück zu dem Licht vor ihr. Sie würde nie verstehen, wieso diese Fremdweltler sich vom Himmel abschirmten, wie sie es aushielten im Stein. Trotzdem würde sie diese Nacht wieder dort verbringen. Die Nester ihres Volkes waren ihr verwehrt und lange schon hatte sie die Weiten des Himmels nicht mehr fliegend durchquert. Immer noch drückte sie die Schuld, immer noch nach so vielen Jahren.
      Sie seufzte und setzte zu einem Flug knapp über dem Boden an. Das war jetzt ihre Fortbewegungsart. Laufen war zu beschwerlich und zwischen den Bäumen würde sie, wie immer, unbemerkt bleiben.
      Nuriata glitt auf das einzelne Haus zu, dessen Lichtschein ihr den Weg wies. Diese Lebewesen brauchten Hilfe, ihre Hilfe. Sie hatte sich bei ihnen seit langer Zeit einen guten Ruf erworben. Da sie die einzige ihrer Art war, die mit diesen „Menschen“, wie sie sich selbst nannten, verkehrte, wussten diese nichts von ihrem Versagen, ihren beschränkten Kräften. Hier kannte man sie als „Nuriata die Heilerin“, trotz ihrer Fremdartigkeit beliebt und aufgenommen.
      Aber sie hatte kein eigenes Nest. Ihre Eier würden nicht fruchtbar werden, sie würde keine Jungen aufziehen, ihnen das Fliegen beibringen, die alten Legenden erzählen…..
      „Nicht daran denken“, ermahnte sie sich. Sie wurde gebraucht. Das Gesundsingen würde ihre volle Konzentration verlangen.
      Sie kannte das Haus, in welches sie gerufen worden war. Vor zwei Dunkelzeiten hatte sie hier für die kleine Marie gesungen. Ein liebes Mädchen, dem beim Spielen ein Ast auf den Kopf geschlagen und eine Wunde gerissen hatte. Man hatte sie gerufen, damit das Kind schnell und ohne Narben gesund würde. Sie hatte eine Nacht am Bett des Kindes gesungen und die anderen Bewohner des Hauses hatten zugehört, wirklich zugehört, nicht nur aus Angst um die Kranke daneben gesessen, sondern so als interessiere sie der Gesang selbst. Am nächsten Tag hatte es Nuriata verstanden, und deshalb freute sie sich hierher zu kommen in der Hoffnung, dass nichts Schlimmes passiert war. Diese Menschen waren etwas Besonderes. Vielleicht würden sie wieder für Nuriata singen. Ja, sie können singen und können Musik mit Dingen machen. Fast klingt es wie der Gesang ihres Volkes. Sie hatte bisher nur noch nicht verstanden, warum sie singen. Sie nutzten es nicht zum Heilen. Warum nicht? Ging es ihnen wie Ihr? Können sie ihr eigenes Volk nicht heilen? Sie hatte nicht gefragt, denn sie wollte auch nicht gefragt werden. Wer will schon seine eigene Schande zugeben.
      Da kam Marie gelaufen, sie war also nicht krank. Nuriata bremste ab und landete, die Kleine wollte bestimmt hochgehoben werden. Mit dem Mädchen in ihrem Tragetuch glitt sie die letzten Meter zum Haus. Die Kleine jauchzte und hatte Nuriata also nicht vergessen. Von der Verletzung war nichts mehr zu sehen. Maxi stand vor der Tür und sah ihnen entgegen. Sie wirkte nervös, aber nicht ängstlich. Vorsichtig setzte Nuriata das Kind ab ,umfasste Maxi mit den Flügeln und wartete dann bis Maxi ihrerseits sacht die Arme um sie legte. Nicht viele der Menschen kannten diese Art der Begrüßung. Die meisten fürchteten die Ummantelung durch Nuriatas Flügel und der Druck normaler menschlicher Arme quetschte die Federn. Hier aber gab es tiefes Verstehen und vorbehaltlose Aufnahme. So verstand man auch, dass Nuriata sich lieber im Freien aufhielt und führte sie nicht ins Haus. Das letzte Mal hatten sie sich meist auf der Wiese aufgehalten. Heute sah Nuriata etwas Neues. Es gab einen Sitz für sie. Er sah aus wie ein kleines Baumnest und Nuriata fühlte Heimweh in sich aufsteigen. Woher kannten diese Menschen die Nestform ihres Volkes? Gab es nicht einen Vertrag mit diesen Himmelsgästen, dass die Welt über den Kronen der Bäume für Nuriatas Volk reservierte? Nur dort gab es aber die Nester, deren Form hier kopiert worden war. Ein Entgegenkommen das Nuriata verwirrte. Es gab noch ein zweites „Nest“, unter einem Laubdach geschützt. Sollte das eine Schlafstelle für sie sein?
      Sie konnte nicht so nah am Boden schlafen, aber das konnte sie den Menschen nicht erklären, ohne ihnen mehr über sich und ihr Volk zu erzählen. Was bedeutete das alles?
      Sicher wurde von ihr eine Reaktion erwartet und diese Menschen meinten es gut. Nuriata ging auf das sicher als Sitz erkannte Nest zu und setzte sich hinein. Es war gemütlich und die verwendeten Pflanzen stimmten fast absolut. Noch immer verwirrt dankte sie Maxi, schaute diese an, versuchte in dem ihr fremden Gesicht eine Erklärung . Wie schlimm war die Krankheit? Weswegen hatte man sie gerufen?
      Maxi schaute ihr heute nicht in die Augen. Was war nur los? Sie war eine große weibliche Vertreterin ihrer Spezies, obwohl sie sehr kurzes Haar hatte, was wie Nuriata gesehen hatte bei weiblichen Wesen nicht häufig vorkam. Sie sang, indem sie auf Gegenstände schlug. Etwas, das Nuriata sehr faszinierte, nicht die Töne an sich, sondern, dass daraus Gesang entstand. Im Haus lebten noch zwei weitere weibliche Personen:. Queeny, die Gesang aus stockähnlichen Gegenständen holte, in die sie hineinblies. Sie hatte blondes langes Haar und redete normalerweise viel. Aus dem Haus kam Rahel mit einer Schale Obst. Ein Krug Wasser stand bereits vor Nuriata und die Früchte würden eine willkommene Erfrischung sein. Rahel hatte blauschwarzes und schwer bis zum Boden fallendes Haar, dass sie umhüllte und sie deshalb manchmal fast aussehen ließ wie eine ihres Volkes. Sie nutzte auch nur ihre Stimme zum Singen. Peter und Paul, die beiden männlichen Wesen, nutzten Geräte an denen sie zupften und strichen und damit Töne erzeugten. Sie hatten gerade Maria ins Haus gebracht. und kamen jetzt kamen über die Wiese auf Nuriata zu. Die Begrüßung war herzlich, aber alle waren nervös. Ihr Blick fiel wieder auf das andere Nest. War da etwas? Der Druck in ihrem Inneren nahm zu und nur durch die angeborene Zurückhaltung ihres Volkes schwieg sie weiterhin.
      Dann, nachdem alle Platz genommen hatten, begann Maxi zu reden: „Wir haben heute einen besonderen Patienten für Dich. Wir fanden ihn unter den Bäumen mit gebrochenen Flügeln und ohne Bewusstsein. Er ist von Deinem Volk. Deshalb haben wir das Gesetz gebrochen und uns heimlich über die Bäume begeben. Wir haben ihn in ein Nest gelegt, damit sein Volk ihm helfen kann. Sie haben ihn einfach wieder aus dem Nest geworfen! Wir haben so gut wir können hier ein Nest gebaut. Leider ist es uns nicht geglückt, mit ihm in Kontakt zu kommen. In den wenigen Momenten, in denen er aufwachte, hat er nicht mit uns gesprochen, obwohl wir glauben, dass er uns verstanden hat. Wir wissen so wenig über Dein Volk! Wir wollten ihn nicht in die Hände unserer Wissenschaftler geben. Aber wir verstehen auch nicht, warum ihm nicht geholfen wurde. Wir sind froh, dass Du da bist. Du bist anders. Du wirst ihm doch helfen?“ Erwartungsvoll sahen die Menschen sie an. Nuriata war innerlich wie versteinert. Wie sollte sie den Menschen erklären, dass in ihrem Volk nur Kampfwunden geheilt wurden?

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