Ostern in Spanien

Ostern in Spanien

Fremde Länder fremde Sitten, so sagt man schlechthin. Es ist wahr, die Osterbräuche in Spanien unterscheiden sich stark von denen in Deutschland. Der liturgische Kalender sieht den Höhepunkt des Jahres nämlich nicht in der Geburt von Jesus, sondern in seinem Tod. Das heißt, Ostern ist mit der Verheißung des ewigen Lebens der Sieg über den Tod.

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Ostern wird alljährlich, gemäß dem Konzil von Nicea 325n.Chr. am Sonntag nach dem ersten Vollmond am Frühlingsäquinoktikum begangen. Kommenden Sonntag ist Palmsonntag, von da an wird die gesamte nächste Woche die Karwoche gefeiert. Die Karwoche wird Semana Santa genannt. Dies erfolgt auf unterschiedliche Art und Weise.

Eine Tradition, die aus den Filmen des Regisseurs Luis Buñuels bekannt sein dürfte, ist das Ostertrommeln in dem Bergortes Calanda. Heutzutage gibt es einen regelrechten Tourismus und die „ruta del tambor y del bombo“. Erst sammeln sich alle und schweigen, es herrscht gespannte Stille. Das Trommeln beginnt mit dem Glockeschlag Punkt 12 vor der Kirche am Plaza de España.

Die Enge wird von den vielen Anwesenden bestimmt. Nach und nach verteilt sich die Menge trommelnd in den Strassen, aber das Trommeln bricht nicht ab. Aber das Trommeln erstirbt nicht, wieder und wieder erzittern die Stadtmauern. Ein Junge trägt ein Kreuz, wie Jesus. Am Nachmittag tragen in Schwarz gekleidete Frauen, die nur durch einen Sehschlitz sehen können eine Marienstatue auf einer Bahre. Das Trommeln hört die ganze Nacht nicht auf.

In vielen Regionen Spaniens wird leidenschaftlich und laut mit Prozessionen gefeiert. Sehr bekannt und von vielen Touristen wird die Semana Santa in Sevilla besucht. Es muss hierbei angemerkt werden, dass sich die Prozessionen regional stark unterscheiden. Szenen aus dem Leidensweg Jesu werden dargestellt und besungen. Oft werden Marien- und Jesustatuen auf Plattformen durch die Strassen getragen, Nazarenos begleiten die Prozession. Während einige schweigend durch die Strassen ziehen, singen andere oder haben Kapellen dabei. Am Ostersonntag werden in vielen Regionen Strohpuppen verbrannt, so zum Beispiel in Valencia, das ist ein großes Ereignis und soll den Judas und seine Taten versinnbildlichen.

Beispielsweise in Murcia wird am Ostermontag eine Sardine begraben, um den Frühling zu begrüßen. In Asturien wird das Fest der bunten Eier gefeiert. Zahlreiche derartige Regionalismen existieren. Sie zu entdecken ist eine besondere Freude.

Ostern und die Karwoche sind ein erstaunliches Fest und eine ganz besondere Zeit, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Die Mehrzahl der Spanier ist katholisch und doch feiert jede Region auf eine ihr eigene Weise. Die Frömmigkeit hat sicher abgenommen und die Vermischung von Heiligem und Profanem mag zunächst verwundern, aber sie ist auch ein Indiz für den Umgang mit Religion in Spanien ganz allgemein.

 

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